Uns ist ja jetzt mal wirklich alles egal, im Februar noch über das letzte Jahr zu reden, die haben sie doch nicht mehr alle, die da oben vom Ansagenfeuilleton! Aber das mag uns jetzt nun wirklich nicht mehr stören, denn wir müssen noch vieles loswerden, vieles, was vergessen wurde, zum Beispiel die Band Veronica Falls. Über die wurde 2013 absolut nicht genug geredet. 2011 war das kurz der Fall, als das s/t Debüt rauskam und au einmal alle irgendwelche Tape-Labels aus dem UK der Achtziger zu kennen meinte, denn das war die Referenz für den schrammeligen Rock dieser britischen Band, die der musikgewordene Instagramfilter war, als hätten sie "Pretty in Pink" mit dem Chic der Mad Men Nostalgie gekreuzt und einen Pixies-Soundtrack drunter gelegt. "Veronica Falls" hatte zum Beispiel mit "Bad Feeling" so einen richtig toll geschriebenen Überhit, den keiner hören wollte (und was wir jetzt alle mehrmals nachholen müssen. Alle.). Und was das Album auszeichnete, war auch ein morbider Charme an den Themen Liebe und Tod, der einigen auf "Waiting for Something to Happen" doch gefehlt hat.
Daür hat der Nachfolger die exzessive Perfektion einer Formel zu bieten, die man Musik nennn könnte, bei der man wieder mal händchenhaltend über Blumenwiesen hüpfen oder Montagen aus Rom Coms unterlegen kann, wenn sie denn endlich, endlich zusammengekommen sind. Ja, "Waiting for Something to Happen" ist nicht morbide, sondern sonnigsten gemüts (abgesehen von schönen Songs wie "Bury me alive" oder ähnlich). Hier heißen die Songs "Teenage", "Shooting Star" oder "My Heart Beats" und hätte die Frühlingsplatte des Jahres sein müssen, liebe 2013er, aber es kam anders und gar nicht dazu und jeder sollte sich etwas schämen. Wer "Tell Me", besagtes "Teenage", "Falling Out" oder "Last Conversation" gehört hat, der wird jedenfalls nicht unglücklich leben und sterben können, sondern endlich wieder Polkadots oder Lederjacke tragen wollen und zu Mixtapes auf günen Hügeln tanzen. Und klar ist das etwas cheesy, klar ist das sehr, sehr jugendlich, natürlich ist bittersweet der exakteste Ausdruck, der "Waiting for Something to Happen" beschreibt, aber herrgottnochmal, das ist doch kein Problem, das ist, in einem Wort, Pop, alles großbuchstabiert und ausstaffiert, das sind Träume und die Angst vor ihrem Verbrechen, das sind angehaltene Momente un die Trauer darüber, dass sie nicht so ewig sind, wie man dachte, das ist jugendliche Romantik galore und deshalb so wahnsinnig gut, dass es mehr verdient hat, als eine Fußnote zu einem Musikjahr zu sein, in dem vor alem Altherenträume wahr wurden, von Disco bis Bowie bis "Blurred Lines" und, achja, Miley Cyrus. Veronica Falls sind vielleicht zu "nett" für die große Euphorie, aber heimlich, ganz heimlich, düfen wir sie alle ins unser Herz lassen und auch mal wieder ein Gänseblümchen pflücken, just because.
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