Phoenix, sowas wie die Newcomer des Jahres. Zumindest, wenn man den Festivalkommentator*innen dieser Welt glauben wollte, die auf einmal nicht mehr nur die Powerpopsensation aus Frankreich mit dem Sophia Coppolla Indie Feel Good Bonus, sondern die große Headliner Konsensband gesehen haben wollen. Nur komisch,d ass Eins Live noch immer lieber "Lisztomania" als "SOS in Bel-Air" spielt (wenngleich Eins Live sicher nicht Gradmesser der Coolness, aber des lokal begrenzten Konsens ist). Aber warum, das weiß nun wirklich keiner.
Mich hat damals, auch wenn Falk das nicht glaubt, die "Wolfgang Amadeus Phoenix" Platte richtig umgehauen. So super haben die noch nie gespielt, so druckvoll produziert und lässig gutgelaunt aber trotzdem catchy intelligent, der Heilige Gral des Pop sozusagen. Auch wenn "Alphabetical" zum Beispiel auch toll, aber etwas zu verschnarcht war, auch wenn "Long Distance Call" einer der unterschätztestens Popsongs aller Zeiten ist, "Wolfgang Amadeus Phoenix" war soetwas wie ein Reboot, ein Aufsteigen aus der Asche des Potentials ins Feuerwerk der Spielfreude. Und jetzt meckern alle über "Bankrupt" und wir hier beim Ansagenfeuilleton fragen uns ernsthaft, ob alle nicht eine totale Meise haben. Als sei "Bankrupt" nur wegen des verstärkten Synthie-Sounds nicht ebenbürtig knackig geraten. Als wäre auf einmal Geschwurbel King statt auf den Takt genau konstruierte Pop-Perlen. Aber das lässt sich angesichts von Brechern wie "Entertainment", "SOS in Bel-Air", "Chloroform" oder "Oblique City" überhaupt nicht halten, ganz im Gegenteil! Und auch das Titelstück, bei dem nun wirklich die Synthie-Lötkobeln durchdrehen, ist auch kein Kronzeuge der neuen Verkopft- und Verkrampftheit, sondern eher Monument eines Songwritings, das auch mal über sich selber lachen kann, wie es eben das beste Songwriting und die besten Menschen im Leben auch so können.
Und das ist ja überhaupt der Witz: Welche Band spielt denn ihre Nonchalance heute noch so gekonnt aus wie Phoenix? Und welcher Band gelingen so schwer erarbeitete Leichtigkeiten wie "Bourgeois", das durchaus vom Kopf durch den Magen in die Liebe geht, ohne über prätentiöse Ausfälle zu stolpern? Wer kann sich denn heute noch erlauben, so charmant und gewollt wie gekonnt Kinderchöre überklischeeisierte Asia-Melodien singen zu lassen? Und wer kreiert dabei noch im Handumdrehen die großen Popmomente eines auslaufenden und großartigen Musikjahres?
Und wer wundert sich dann denn bitte noch, dass Phoenix den Thron besteigen dürfen, den sie sich doch schon seit Ewigkeiten verdient haben?
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