Mittwoch, 16. Oktober 2013

Zeitungsfriedhof: Eröffnung

Gerade hat mich die Süddeutsche Zeitung versucht zu erreichen. Zumindest sagt mir Google das, nachdem ich diese merkwürdig lange, mir unbekannte Nummer auf dem Telefondisplay dort zu orten versucht habe. Was die SZ von mir wollte weiß ich nicht, kann es mir aber denken: Zu meinem Umzug kürzlich schenkte mir die Deutsche Post netterweise ein paar Coupons für Probeabonnements. "Schön", dachte ich, "Zeitungen".

Ich mag Zeitungen. Und wenn es allenthalben heißt, Print sei tot, dann sind mir Zeitungszombies noch lieber. Freihaus und ohne Kündigungsfalle oder dergleichen. Man musste halt nur eine Telefonnummer angeben um gefragt zu werden, wie man denn die Zombies so finde, die einem da nun für zehn oder vierzehn Tage aus großer Güte und ein wenig Eigennutz zugestellt werde.
Ich kann dazu leider nichts sagen, denn hier stapelt sich einfach nur alles. Besonders seit der Buchmesse in Frankfurt, in der ich den Eintrittspreis in Papierwert heraustragen konnte, komme ich doch mit dem Lesen gar nicht mehr hinterher. Und was denken sich diese Zeitungsmacher eigentlich, wer Zeit dafür haben sollte?
Unverschämterweise heißt sowas dann ja auch noch irgendwas mit "Tag", "Täglich" oder "Times" und es macht mir ganz schön Stress, dass morgen wieder der nächste Zombie in meinen Briefkasten wandert, wo ich den vom Vorvortag nichtmal ordentlich beerdigt habe. Jetzt stapeln sich hier die Zeitungsleichen und ich krieg schon Druck, das langsam aus dem Haushalt zu entsorgen, denn das lese doch eh keiner.

"Doch", denke ich da trotzig, "ich lese meine Textleichen, soviel bin ich ihnen und den ganzen Textleichenfabrikanten schuldig, die sich doch tatsächlich erhoffen, jeder würde täglich so viel lesen. Und mich interessiert das doch auch wirklich, was vorgestern über vorvorgestern geschrieben wurde."

Und so wird diese Woche nicht nur gelesen, sondern auch noch darüber geschrieben, was so liegengeblieben ist und vielleicht mag es sein, dass Print tot ist, dass die Zeitungen mit ihren Redaktionen und ihren Anzeigen sterben, und wenn es eben Leichenfledderei sein sollte, was sich daraus ergibt, immerhin nehme ich mir mal ein bisschen Zeit zu lesen. Denn woher zum Teufel soll man die sonst auch haben?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen