Mittwoch, 27. November 2013

Die wichtigsten Alben 2013 #47: Haim - Days are gone

"I want do be a Haim-Sister!" ist einer der häufigsten Kommentare unter einem Video der besagten Haim-Schwestern, die als Band, natürlich (?) "Haim" heißen und irgendwie als die nächste coole Sau durch das Dorf getrieben werden, und das aber auch nicht seit gestern, ist immernoch Internet hier. Und das dann auch mit recht: Allein die Übersingle "Falling" mit ihren absolut zeitgemäßen Referenzen an den weißen Proto-R&B-Pop der Achtziger, gepaart mit dem absolut zeitgemäßen Hippietum der Familienband mit den langen Haaren, den Mittelscheitelfrisuren und der "We don't give a Fuck"-Attitüde, was du so meinst zu ihrer Musik oder was für Gesichter sie beim Bassspielen so machen, und das klappt, ja klar, wenn das nicht saucool ist, was ist es dann? Und wer zur Hölle freut sich da nicht auf das Album? Niemand!
Und genau das ist das Problem mit Alben wie "Days are gone": Die Erwartungen. Immer wieder verschoben, immer wieder vertröstet, dann die erschreckend einfallslos humpelnde Egalnummer "The Wire" kurz vorher veröffentlicht und schon ging ein großes "Meh" durch die Menge, andere unsägliche Instanzen des Geschmacks wie die "Abgehört"-Kolumne müssen da natürlich trotzdem am Ball bleiben gegen die Nörgler. Und womit? Ja was weiß ich denn!
Das Problem mit "Days are gone" ist dann aber auch genau das, dass es eben die Erwartungen nicht erfüllt, die man berechtigterweise an Haims ersten Langspieler hätte haben können, den die Schwestern wohl selbst hätten haben müssen (warum sonst verschiebt man ein fertiges Album so oft?). Un es bestätigt sich, was "The Wire" hat befürchten lassen: Nach dem Opener "Falling", dieser Übersingle, kommt nur noch Füllmaterial. Zwar wird die Formel "Fleetwood Mac plus Beyoncé plus Bananarama" weiter ausgespielt, aber oft genug kommt am Ende nichts überrschandes oder auch nur ansatzweise gewagtes heraus. Und das zieht erstmal alles runter bis auf den Grabbeltisch in zwei Jahren bei der Karstadt-Insolvenz.
Aber wenn man sich erstmal beruhigt hat, dass nicht ein Knaller nach dem anderen das Album schmückt, sondern durchaus solider, gefälliger, erstaunlich routinierter und knackig abgezirkelter Pop, dann kann man auch wieder warm werden mit "Days are gone", auch mal mitsingen, wo man vorher mit den Schultern zuckte, und zum Beispiel in "Honey and I", "Running if you call my name" oder "Go slow" richtige Perlen erkennen, die schon vor 30 Jahren als "zeitlos" hätten durchgehen können, und die über das Füllmaterial doch wieder hinaús die Strahlkraft entwickeln, die man sich von der Band gewünscht hatte. Und wie lässig die drei dann auf dem Cover in der Sonne sitzen, das ist dann doch wohl ein Coolnes-Versprechen, das die nächste Platte doch bitte etwas souveräner einlösen sollte. Bis dahin nochmal "Falling" auf Repeat stellen und bitte ausflippen. Und überhaupt, liebe Haim-Sisters: Never look back. Never give up. Thanks.

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