Nicolas Jaar und und Steve Harrington sind Darkside. Jaar, der seit einigen Jahren im Grunde der Serge Gainsbourg des Deep House ist, mit seinem brummelnden Gesang über Szenen im Dunklen oder einfach nur leere Skizzen, begleitet von den mittlerweile wieder sehr salonfähigen Fieldrecording-Samples und Beats in Zeitlupe, wollte laut eigenen Angaben nicht mehr solo unterwegs sein. Das Ergebnis ist "Psychic", ein laut eigenem empfinden echtes Bandalbum. Dummerweise muss sich "Psychic" an einer zweiten Quasi-Veröffentlichung von Jaar und Harrington messen: Dem fantastischen Remix-Album zu Daft Punks "Random Acess Memories", das Darkside (unter dem "Haha!"-Namen Daftside) im Sommer auf Soundcloud unter die Menge brachten. Und irgendwie fällt "Psychic" demgegenüber stark ab.
Das erste Mal, als ich "Psychic" gehört habe, war ich schwer begeistert davon, wie Jaar seinen Soundkosmos erweitert und wie toll sich die meist um die sieben Minuten langen Stücke entwickeln. Überhaupt ist Jaar ja schon auf "Space is only Noise" vor allem durch grandiose Soundschnipseleien aufgefallen, hier ist das nicht anders. Und der verstärkte Einsatz von Rhythmusgitarre und anderen Bandelementen biegt das Ganze nochmal in eine ganz neue, aber irgendwie organische Richtung. Organisch nicht unbedingt, weil, wie eben bei Daft Punk, alles mit "echten" Instrumenten und "echten" Menschen eingespielt wurde, sondern weil sich alles so gut zusammenfügt. Allein der Opener "Golden Arrow" fasst das Album konzise zusammen und alles, was darauf an Wendungen und Instrumentierungen zu hören sein wird. "Psychic" ist dicht und eng geschnürt, das zeigen auch Songs wie "Paper Trails" oder "The Only Shrine I've Seen".
Das größte Manko für mich war, dass ich doch irgendwie zu oft dachte, nicht David Harrington, sondern Mark Knopfler wäre Jaars Bandkollege, so oft ist die Gitarre im Dire Straits Modus angestimmt, zu oft bewegt sie sich wie diese durch den Song, und irgendwie tut das dem Gesamtbild nicht besonders gut. Was "Psychic" zudem fehlt, ist die Abwechslung, denn letztlich bleibt alles im Detail, im Kleinen und im eigenen Rahmen. Das mag an guten Momenten eben sehr konzentriert wirken, in schlechten einfach nur redundant. Und an ganz schlechten Stellen wünscht man sich einfach nur, Darkside wäre ein Remixprojekt geblieben. Denn gerade im Vergleich mit der Daftside-Remixplatte zeigt sich, wie viel der Sound von Jaar/Harrington anderen hinzufügen kann, während ihm in der eigenständigen Variante genau dieses Fremdelement noch fehlt, um so zu glänzen, wie er könnte. So oder so bereichern Darkside die IDM-Szene so, wie man es von diesem Projekt erwartet hätte. The Force is strong in this one (entschuldigung, aber das musste sein).
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