Mittwoch, 20. November 2013

Die wichtigsten Alben 2013 #49: Drake - Nothing was the same

Drake hat ja immer dieses Softie-Image, und irgendwie wird der das auch nicht so richtig los. Erstens ist er ja Kanadier, da kann man bei den US-Boys natürlich erstmal nichts gewinnen. Zweitens singt er auch manchmal. Gut, da war er ja sowas wie ein Trendsetter, das machen jetzt ja einige und auch nicht so ganz erfolglos. Drittens singtrappt Drake ja über Gefühle, und das handelt einem dann so bescheuerte Etiketten wie "Emo-Rap" ein. Was soll das denn überhaupt sein? Selbst die tolle und wirklichwirklich schlimmdunkle Nummer "The Zone" zusammen mit Torontokumpel Weeknd hat da nichts verbessert. Aber wer seine Alben "Take Care" nennt, der sollte sich vielleicht auch nicht zu sehr wundern, dass er nicht ganz so hart rüberkommt, wie man das im Rapbusiness erwartungsgemäß tun sollte (man frag nur mal Eminem nach seiner "Marshall Mathers 2" Platte und warum).
Jetzt also 2013 und "Nothing was the same", und was soll man sagen: Tolle Platte. Drake war ja im Grunde auch nie ein Schlechter, nur ein Schlechtgemachter, und im Grunde steigerte er sich ja auch von Track zu Track (im Gegensatz zu Bruder im Geiste Kid Cudi) und so auch von Album zu Album. Der Pop-Approach immer mit im Gepäck und doch immer wieder den Bass tiefergelegt auf dem Kick im Beat. "Tuscan Leather" am Anfang packt dann auch alles produktionstechnisch auf die Waagschale: Chipmunkpitched Gesänge, Flow und Boomboxbeat und ein wenig mehr Selbsbeweihräucherung als gewohnt. Und gleich schielt einen Kanye West an, der ja seine etwas lowen Skills gerne durch wahnwitzige Produktionen kaschiert - und das mit enormem Effekt. Das sechsminütige Intro wird am Ende dann doch wieder soft, so isser. Merkwürdig stark präsent auch der Wu-Tang Clan mit etlichen Referenzen und sogar einem eigenen Song "Wu-Tang Forever", Capadonna-Mentions und einem "It's Yours"-Sample auf "Own it".
Kein Wunder: "Nothing was the same" ist auch eines dieser Fotoalben-Alben, wo sich der gute Drake mal hinsetzt und sich erinnert, wie das war. Nicht so holperig wie Sido bei "Bilder im Kopf" oder anderen, auch nicht mit der Durchschlagskraft der ersten Nas-Platten, die bis "Nastradamus" ja eine Art Evangelium in Rückblenden erzählten. Aber trotzdem mit viel Verve und angenehm entspannt und reflektiert, wie man das von Drake halt kennt. "Remember Motherfucker?"
Hier wird nicht viel neu erfunden, weder die Erzählfigur Drakes noch produktionstechnisch viel gewagt, und letztlich waren andere Interpreten dieses Jahr noch eher auf Höhe der Zeit als Drake, was Rap und seine Form und Funktion angeht (abgesehen vom Sampha-Feature auf "Too much"). Aber man kann doch recht zufrieden zur Kenntnis nehmen, dass "Nothing was the same" die bisherige Vollendung von Drakes Musik darstellt, und das ist ja auch nicht wenig. Und mit "Hold on, we're going home" hat die Platte zudem noch einen ordentlichen Hit mit Radioplay Overkill zu verbuchen. Sky is the limit.

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