Samstag, 28. Dezember 2013

Die wichtigsten Alben 2013 # 35: Bonobo - The North Borders

Ninja Tune ist ja in den letzten Jahren etwas hinter Warp und Hyperdub verschwunden, obwohl die auch seit ihren Anfängen diese verschrobene Version von Hip Hop Electronica zelebriert haben, die man manchmal als zeitlos zeitgemäß zu bewerten neigt. Warp hat mit Hudson Mohawke, Mount Kimbie oder Darkstar auch sein Spektrum an aktuellen Soundschaffenden ausgebaut, wobei die Ninja Tune Sachen beispielsweise von Lorn ein komisches Außenseiterdasein führten, obwohl die genauso gut die Bassmusik der Stunde liefern.
Bonobo hingegen fand ich immer etwas zu Neunziger, was ja auch irgendwie die Zeit von Ninja Tunes war. Jetzt dieses Jahr mit "The North Borders" hat sich das auch nicht so groß geändert, obwohl der Sound mehr Tiefe und Detail hat, als damals. Dennoch ist das Loungige und die Kompilationsfähigkeit vieler Stücke für "stylische" Kaffeehäuser auch hierauf vorprogrammiert. Der Unterschied zu vielen Produzenten aus dieser Egalmusikschublade ist bei Bonobo die Vielseitigkeit und der Wille, mehr zu sein, als Entspannungsfläche. Und so ist "The North Borders" in seinen besten Momenten nahe an den Sachen von Gold Panda und weniger nah an "Café del Mar". Stücke wie das fantastisch flirrende "Cirrus", das an Burial-Rhytmen angeschmiegte "Know You", oder die Weltraumreisen von "Antenna", "Ten Tigers" und "Transits" sind Entschleunigungsstücke am Puls der Zeit, ohne sich anzubiedern oder auch mal langweilig zu werden. Wenn du heute mit Fieldrecordingsamples nun wirklich niemanden mehr hinterm Ofen hervor locken kannst, dann brauchst du eben gute Kompositionen, und die hat Bonobo. Allein die Gesangsfeatures sind wie so oft im Electronica-Bereich ein Wermutstropfen und reißen den Flow des Albums ziemlich raus, auch wenn die großartige Erykah Badu hier ihre Stimme leiht. Un so ist "The North Borders"sicherlich kein Meisterwerk, aber dennoch eine Goldgrube neben der nächsten Großraumdisko, für die sich die Nachtfahrt von der Party weg mehr lohnt als der Nebel auf der Tanzfläche.

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