Denn jetzt kann man endlich wieder Punk sein und zum Beispiel den großen Labels Fuck You" sagen, zeigen oder auch unterschieben. Demotapes landen nicht mehr beim Studioboss auf dem Mahagonitisch und verschwinden da, wo die Zigarrenkuppen hinfallen, sondern eben im Netz, wo diese Scouts sich durchklicken müssen auf der Suche nach dem Next Big Thing und so einen Unfug.
Und nachdem uns also das Netz auch die letzten Jahre super Typen wie The Weeknd, Kid Cudi oder die Sesamstraße auf Crack namens OFWGKTM beschert hat, ist auch der A$AP Mob so um 2011 hochgeschwemmt mit seinen Grillz, Goldketten und freien Oberkörpern. "Live.Love.A$AP" war ein großartiges Mixtape und wie so oft musste man wahnsinnig lange auf das "echte" Album von dessen Auteur namens A$AP Rocky warten (wie eben auf die Sachen von Earl Sweatshirt, Azelia Banks, Angel Haze und damals auch Frank Ocean, etc.). Und dann kam Anfang des Jahres mir "Long.Live.A$AP" die Einlösung des Versprechens und mal wieder die Rettung des Rap.
Und was soll man sagen: Rap wurde natürlich nicht gerettet. Was soll das auch immer, diese ganze Rettungssache, retten wovor? Vor der Beliebigkeit, Belanglosigkeit und Egalheit? Vor dem eigenen Erfolg? Vor Leuten wie Eminem oder Jay-Z? Das hat dieses Genre doch echt nicht nötig. Und so muss man auch "Long.Live.A$AP" nicht überfrachten oder gegen tolle Retterkonkurrenten wie Kendrick Lamar ausspielen, das wäre nämlich eben die Falle, die den Vorhang vor der Grandiosität dieser Platte verschließt. Denn allein diese Verdrogtheit der Beats, die irgendwer mal "Cloudrap" genannt hat und die nun auch Weißbrote wie Casper als Referenz nennen. Die Gradlinigkeit des Flows, der sich darin einpasst wie in einen Setzkasten, diese lässige StreetCred-Haltung, die nicht zu viel und nicht zu wenig will, nicht in Zynismus abdriftet aber auch nicht mal die Luft anhält. Und so Glanzstücke wie "Goldie", "LVL" oder "Phoenix" braucht es halt im Bling-Bling der Hall of Fame Vitrinen. Gut, dass die Features mit Skrillex oder Florence Welsh jetzt eher etwas mau und aufgedrängt wirken, dafür kann der Junge nicht zu viel, denn alleine hat er sowieso alles am besten im Griff. Wenn Drake und ebenjener Kendrick Lamar jedoch mit auf den Plan treten meckerst du doch aber auch nicht, oder?
Das Internet rettet so Hip Hop immer mal wieder, und nicht die Majors, die dem guten Rocky vielleicht viel Geld, aber weniger Freiraum beim Ausleben seiner Ideen lassen, als nötig, denn wenn etwas der Platte fehlt, dann ein wenig Stringenz, die das Album als Format vom Mixtape trennt. Aber sonst wünscht man dem guten A$AP Rocky dann doch das lange Leben, das er verdient. War ja auch Weihnachten.
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