Es ruft ein Reporter mit quietschiger Stimmbruchstimme an, der gerne ein Interview hätte, aber Kollegah und Farid Bang haben es sich anders überlegt. Warum? "Weil mir zu Ohren gekommen ist, dass du ein kleiner Hurensohn bist."
Später eine Szene auf dem Schulweg und die Ansage an die kleinen Jungs mit Tornister und dem Traum vom Fame im Game: "Zieh deinen Ranzen aus, wenn ich mit dir Rede."
Das ist "Doitschrap" in der Gangstervariante 2013, und wer sollte den besser verteidigen als Hessen und NRW, jetzt, wo Berlin nur noch ein Zitat, ein Klischee, ja ein Witz geworden ist, von Bambi bis TV Total, von Buddy Ogün bis Carolin Kebekus. Und Witze, die kann und soll man jawohl nicht ernst nehmen.
Das wissen auch Kollegah und Farid Bang und reißen auf "JBG 2" eine Provinzposse aus der Hölle, zwischen Schulhofprank und Gangsterdrama, Fitnesstudio und U-Haft für den Lebenslauf. Und das alles als echte Gags zu bringen, ohne mit der Wimper zu zucken, die Ironie so fein zu verstecken und nicht im Zynikerwald dir den Baumstamm auf den Kopf zu knallen (wie z. B. KIZ es trademarkmäßig machen), das muss man erstmal mit Arsch in der Hose machen. Sonst verkommen Lines wie "Wir kommen aus Nordrhein-Westfalen in dein' Ort reingefahren" nur zur Blamage und zur holprigsten Raplyrik seit der Erfindung des JuZe-Rap. Aber auf "JBG 2" wird es eben nicht lächerlich, sondern ein Punch folgt dem anderen, eine Line nach der nächsten. Koks war gestern, heute wird sich auf "Steroidrap" aufgepumpt.
Die Themen, klar, sind auch hier der reinste Hohn. Auf alle, vor allem auf die anderen. Die Beats sind natürlich wieder wie durch den Kompressor und Hexler gedrehte Actionfilme, sicher. Und der Humor ist wie Nieveau am Bungee-Seil. Und gerade deshalb, und weil sie alles so perfekt bis ins Detail handlen, haben Kollegah, Farid Bang und "JBG 2" in 2013 das letzte Wort in Sachen Gangster Rap aus "Doitschländ". Faust drauf.
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