Sonntag, 1. Dezember 2013

Die wichtigsten Alben 2013 #43: Cut Copy - Free Your Mind

Die Dauerwelle, ALF und E.T., die Clap statt Snares, der Zauberwürfel: Die Achtziger, ey. Genau das fällt mir so spontan und unoriginell zur neuen Cut Copy Platte "Free Your Mind" ein, die auch irgendwie den Neo-Hippie-Kram der späten Achtziger und frühen Neunziger aufgreift und alles in regenbogenfarben und Batik eintaucht, denn die Achtziger waren schon sehr retrofixiert, und Cut Copy sind eine retrofixiert retrofixierte Band, und das ist ja nun mal wirklich nichts Neues und auch nun mal wirklich nichts Schlimmes, wie uns die Fortschrittsdiktatoren um Simon Reynolds immer einreden wollen.
Und Cut Copy sind eine dieser komischen Fame-Bands, die Down Under voll riesig sind und Stadien füllen, die hier aber eher was für "Intro"-Leser sind, also Auskenner zum Nulltarif. Macht nichts, denn Cut Copy nehmen ja viele Fäden wieder auf, die von Bands wie New Order liegen gelassen wurden, und mixen da ihre eigene Version von LSD-House mit rein, und das ist immer und immer wieder sympathisch, catchy, witzig, fancy dancy und auch ein bisschen arty farty, aber nur auf diese ironische Art, wo das ja nochmal gut geht. Und irgendwie denke ich immer, alle kennen Cut Copy wegen irgendeines Werbespots, was ich jetzt einfach mal so stehen lasse, ohne das nachzugoogeln (wahrscheinlich mit "Take me over").
Bisher haben die Jungs immer schön abgeliefert, was man zum mitklatschen in skinny Jeans auf dem Tanzflur brauchte, besonders "In Ghost Colors" von 2008 ist in meinen Augen ein Meisterwerk des Dance Pop geworden, der Nachfolger "Zonoscope" war auch toll und als Nachfolger auch würdig. "Free Your Mind" ist zwar gerade erst draußen, aber der erste Eindruck ist doch irgendwie ernüchternd gewesen. Klar, da sind sie immer noch, die Hooks, Lines, die Claps und der Witz, dieses unbedingt Popgewollte und Hitgemachte, aber die Produktion, die Instrumentierung und das Songwriting ist dieses mal so dermaßen in your face billig gemacht, das alles riecht nach Plastik, aber nicht verbranntem, sondern ganz frisch und aus der Folie gewickelt, es riecht also nach den Achtzigern, dem Plastikjahrzehnt avant la lettre, und das ist ja auch nicht schlimm, das kennt man schon, und man gewöhnt sich daran, auch an das betont augenkrebsige Artwork, das wieder Hippietum und Geht-Ja-Gar-Nicht-Ästhetik Marke Zauberwürfel zusammenmischt, was ja okay ist, aber es fehlt doch im Gegensatz zu allen Vorgängerplatten das subtile und auch immer wieder, entschuldigung: modern übersetzte im Soundentwurf, im Songwriting, es fehlt der Twist in die Eigenständigkeit, die sich diese Band zuvor so hervorragend erarbeitet hat. Manchmal kommt es noch durch, wie in "We are Explorers", das echt lustige Ideen hat, und "Footsteps" ist ein echter Hit, der die House-Sounds der letzten 35 Jahre ineinander mischt, und so einen Quatsch wie "Mantra" muss man erstmal bringen. Aber insgesamt bleibt doch der Eindruck einer sich wenig freistrampelnden Band zurück, die älter wirkt, als sie muss, und die ihren eigenen Sound auf die uneigentlichen Elemente zu reduzieren beginnt. Dennoch ist "Free Your Mind" auch wieder stringent in allem, was es anfasst und rüberbringt und auch 2013 noch so merkwürdig zeitgemäß unzeitgemäß, dass es in seiner "Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück"-Ideenwelt sich am Ende doch zusammensetzt wie ein, äh, Zauberwürfel. Auch wenn es ein paar Durchgänge braucht.

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