Mittwoch, 18. Dezember 2013

Die wichtigsten Alben 2013 #37: Ghostpoet - Some Say I So I Say Light

Die Neunziger kommen wieder,u oder? Also die Retroversion der Neunziger. Hat jemand mal die Platte von London Grammar gehört? Die sind doch Anfang 20 und klingen wie die Musik, die der Entbindungsarzt vorher in seinem Auto gehört hat. Aber es kommen natürlich nicht alle Neunzigersachen auf ein Mal zurück, das wäre ja auch gespenstisch ohne Ende. Aber immerhin genug, um Trip Hop wieder zu einer sagbaren Schublade zu machen. Und eh Ghostpoet, der das Gespenstische und Lyrische ja nunmal schon im Naen trägt, wurde mir "Some Say I So I Say Light" auch gleich mal schön in diese Schublade geschoben. Aber, get this, nicht um ihn zu dissen, sondern durchaus hochachtungsvoll. Mancher mag bei den verschrobenen Slam Raps sicher an Tricky gedacht haben, der ja auch wieder aktiv ist und bei der Intro fast kotzen musste, als man ihm "Eurochild" vorspielte. Und Ghostpoet deklamiert auch eher als dass er rappt. Sprechgesang ist da wirklich mal ein angebrachtes Wort, so sehr es auch nach dem VDS klingt.
Nun zumindest ist Ghostpoet ein fein geschniegelter Herr, metaphernfreudig, belesen, gewitzt, enternainent und kunstvoll, und diese Platte trieft nur so vor Cleverness. Nenn es halt, wie du willst, aber da ist in jedem Fall eine lange Black Consciousness Geschichte mitgedacht, Guthrie, Davis, King, Chuck D, es schwingt immer ein Hauch von reflektierter Rebellion mit. Aber diese Rebellion steckt in den Worten, steckt in den Rhythmen und der Musik, die auch nicht halb so vernebelt klingt, wie die Trip Hop Assoziation glauben macht. Und so klingen stücke wie "Meltdown" oder "Dorsal Morsel" eher herzergreifend und mit Liebe gegen die Maschine gedichtete Poesie, denn die Metaphorik von Geistpoeten, Maschinensturm und Herzensflucht durchzieht diese Platte wie ein roter Faden. Computerliebe 2.0 trifft Rage Against The Machine auf einem Poetry Slam in Bristol. Mehr Neunziger wird es 2013 auch nicht mehr.

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