Mittwoch, 12. Februar 2014

Die wichtigsten Alben 2013 #10: DJ Koze - Amygdala

Top Ten, endlich. Und dann gleich so kontrovers. Denn kaum eine House-Platte hat 2013 so sehr gespaltet wie "Amygdala" von DJ Koze. Ronny Kraak vom Kraftfuttermischwerk Blog hat sich zum Beispiel darüber ausgelassen, wie sehr "Amygdala" anscheinend Feuilletonkonsens ist. Das ist nun wirklich ein Todesurteil für jede Art von Musik, gleichzusetzen fast mit "Kitikerliebling", also Musik für Leute, die Musik eigentlich hassen oder zumindest gerne was an ihr auszusetzen haben. Geht ja gar nicht. Andererseits wurde Koze wirklich durch alle möglichen Medienformen durchgereicht und abgefeiert, gerade sein Label "Pampa" wurde mehr oder weniger als die Rettung der Housemusik dargestellt mit Kollegen wie Asa, Robag Wruhme oder Die Vögel. Mag ja auch sein, der Pampa-Sound jedenfalls lässt sich schon meilenweit entfernt klar bestimmen, was für ein Label nun wirklich ein Ritterschlag ist.
"Amygdala" nun sollte soetwas wie das definitive Pampa-Manifest werden. Und was soll man sagen? Genau das ist es auch geworden. Der warme Bass, die dumpfen Beats, die merkwürdigen Snares, die Liebe zum Detail im Sound und der entspannte Humor, der Hang zum Experiment und das Changieren zwischen Club und Sofa beherrscht "Amygdala" nahezu perfekt. Die Gästeliste ist großartig, von Sascha Ring über Dirk von Lotzow bis Matthew Dear sind alles Hochkaräter dabei, die neben klassichen Clubtracks wie "La Duquesa" auch eine etwas verschroben poppige Note reinbringen. Und selbst die Coverversion von "Homesick" der Kings of Convenience ist nicht so cheesy, wie man denken würde, erst recht nicht das Update der Marlene Dietrich mit "Ich schreib dir ein Buch 2013", was ja ein unglaublich doofer Titel ist, eine unglaublich heikle Idee, aber ohne Zweifel einer der besten Tanztracks des vergangenen Jahres. "Nices Wölkchen" gehört genauso dazu wie "My Plans" oder "Magical Boy", lediglich "Don't Lose My Mind" bremst den Trip, der "Amygdala" ja ist (worauf nicht nur das verkiffte Intro verweist) etwas aus. Aber der traumhafte Nonsense namens "NooOoo" am Ende der Reise wiegt so wunderbar in den sanften Schlaf, dass man nicht anders kann, als zufrieden zu grinsen, sobald "Amygala" mit dir seine Runde gedreht hat. 2013 ist gerettet, alles wird gut, House wird gut, Elektro wird gut, Feuilleton und Blog und Club und Sofa und Love, alles wird gut.
Nur das Cover, das ist so hässlich, das geht wirklich überhaupt nicht.

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