Montag, 24. Februar 2014

Die wichtigsten Alben 2013 #5: Fuck Buttons - Slow Focus

Was machen eigentlich die Chemical Brothers? Achja, den Soundtrack zu "Hannah" (toller Film, super Soundtrack!). Und Norman Cook? Und die Propellerheads? Und das von der Intro für 2012 wegen Chase&Status und Konsorten ausgerufene Big Beat Revival? Und warum sollte das überhaup interessieren?
Gut, die Beats werden mit den heimischen  Reason-Produktionen auch immer bigger, die Bässe hängen so tief wie es die Anlagenendstufe nur zulässt oder der Kollege von den Tune Devils Cologne oder so. Und Skrillex ist jetzt sicher auch eine eingetragene Referenzmarke. Aber ob es sich dabei gleich um ein Big Beat Revival im Stile der Neunzuger handelt, das weiß ich nun wirklich nicht, wenngleich die hier genannten aktuellen Vertreter ähnlich eskalationsfreudig ihre Sample-Software bedienen. Der Unterschied für mich ist, dass Leute wie Skrillex oder Nero sich am Modus des Rave mit der Haltung des Metal oder altschulischen Rock bedienen, der Big Beat hingegen auch auf den Rave schielt aber die Haltung des Hip Hop einnimmt. Aber genug doziert und endlich auch mal was zu den Fuck Buttons sagen, dieser Band mit dem strunzdoofen Namen und den großartigen Musikideen.
Denn wenn "Slow Focus" eines ist, dann der würdigste Vertreter des Big Beat in den letzten 20 Jahren - wobei dieses Label natürlich wieder zu eng, zu ungerecht und, wie irgendwie fast jedes Label, zu langweilig ist, aber lassen wir das erstmal so. Wer sich einfach mal "The Red Wing" anhört - und sei es nur in der halb so langen Videoversion - der wird kaum umhinkommen, hier nicht den Wumms der Neunziger rauszuhören, die Vertracktheit des ´Hip Hop geschulten Beat Samplings und die hüftschwunglässige Attitüde des Tracks, der zu den besten gehört, was elektronische Tanzmusik letztes Jahr zu bieten hatte. Ich meine, wer da nicht Auto fahren und Geldscheine schmeißen möchte, dem ist doch auch nicht mehr zu helfen. Aber "Slow Focus" hat vor allem das Ideenarsenal, das sich in vielen Tracks des Vorgängers "Tarot Sport" besonders in Tracks wie "Olympians" oder "Surf Solar" aufgestaut hat: Dieser Überschuss an Sampleflächen, dieser unbedingte Wille, dem Track noch einen drau zu setzen, diese Nonchalance im Zersägen der eigenen Tonspuren und der Zwang zum Ekstatischen, der sich aus dieser Schichtung ergibt. Genau diese Merkmale sind es, welche die Fuck Buttons aus dem Einheitsbrei der Beatmusik herausragen lassen. Ich meine, wem nach "Brain Freeze" nicht schon der Kopf dröhnt nach diesem überbordenden Drumgesample, wer bei "Stalker" nicht innerlich oder tatsächlich abhebt oder bei "Hidden XS" nicht völlig ausflippt, der wird auch mit "Slow Focus" nicht viel angefangen, aber vielleicht die Kopfparty des Jahres verpasst haben. Und selbst die mehr oder weniger schrägen Interludes wie "Year of the Dog" oder "Prince's Price" (die hier natürlich alle die 4 Minuten Marke knacken, kurz ist halt relativ) sind so Sound- wie Ideenreich gehalten, dass sie das Album auch als soclhes zusammenhalten können wie Fugenkleber. Denn wenn bei dem Soundentwurf der Fuck Buttons eines passieren kann, dann dass alles unter der Smplinglast zusammenkracht. Aber gerade das passierte weder auf "Tarot Sport" noch auf "Slow Focus" - und das ist doch das eigentliche Wunder, dass es hier an allen Ecken und Enden zündet und knallt aber alles so stabil konstruiert ist, dass man auch morgen noch kraftvoll durchraven kann. Aber genug Wasser mitbringen, bite.

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