Dienstag, 4. Februar 2014

Die wichtigsten Alben 2013 #16: Kanye West - Yeezus

Eine meiner liebsten Sketche bei "Saturday Night Live" ist ja "Waking up with Kimye", die Show, in der Kanye West und Kim Kardashian uns einen guten Morgen wünschen. Natürlich ist es leicht, sich über Kim Kardashian lustig zu machen, Nasim Pedrad tut dazu jedenfalls ihr Bestes. Allerdings ist es vor allem die Kanye West Parodie von Jay Pharoah, die das Ganze auf ein anderes Level hebt. Aber eigentlich stimmt auch das nicht so sehr, denn letztlich ist doch Kanye West (der die Sketche standesgemäß "lame" findet), der dieses Level setzt.
Kanye West ist Richard Wagner - auf seine ganz eigene Art und Weise. Er ist ein musikalisches Genie und sagt das jedem. Er suhlt sich in Bombast und merkwürdigen Erlöserphantasien. Und er zückt schnell die politisch unkorrekte Phrase. West ist so streitbar wie unantastbar, und wie bei so vielen Parodien adelt auch Pharoahs Performance das Original als eben Original, das Wiedererkennenswerte und auch manchmal Einzigartige. "Yeezus" jedenfalls hat alles davon. Und wann sich Kanye sein eigenes Wahnfried baut, ist nur noch eine Frage der Zeit.
Bis dahin haben wir subtile Botschaften wie "I Am A God", die uns daran erinnern, was wir von Kanye zu halten haben. Dieser scheiende Wahnsinn in Songs wie diesem ist auch, was "Yeezus" 2013 größer, witziger, besser und wichtiger macht als alles, was zum Beispiel Eminem oder Jay-Z häten machen können. "Yeezus" ist kein Konsensalbum wie "Magna Carta, Holy Grail" (das den Größenwahn leider nur im Titel trägt) oder Anknüpfen an alte Erfolgsmodelle wie "The Marshall Mathers LP 2". "Yeezus" ist ein riesieger und dreckiger Mittelfinger an alles und jeden. Ich fand "My Beautiful Dark Twisted Fantasy" ja so herausragend und dachte: Das ist der Gipfel, da ist alles drin, was der kann, alles, was der will, was soll da noch kommen? Und dann diese dreckige Daft Punk-Collabo auf "In Sight", hingerotzt wie ein Axt im Computerwald. Diese treibenden Beats in "Black Skinhead" und die ganzen crazy Geräusche, wie Chance the Rapper tatsächlich auf Acid, diese Breackdowns und Ausraster, herrlich. "I Am A God" ist da genauso herausragend wie "New Slaves" wieder die typischen Aggressionen auslebt auf diesem Brett von Synthieverzerrer. Man mag sich gar nicht ausmalen, was in dem Produzentenhirn von Kanye los ist, wie der an ein Album wie "Yeezus" überhaupt herangegangen ist, ob da vielleicht doch mehr Kalkül drin ist, als die ganze Platte erahnen lässt, ober ob das so affektgeladen ist, wie es rüberkommt. Wahrscheinlich beides und mehr. Und selbst halbwegs normale Tracks wie "Bound 2" müssen ein verdammt unnormales Video bekommen, das cheesy und fantastisch zugleich ist. Und sowas kann eben nur einer, und genau das ist es, was "Yeezus" aus jeder Pore schwitzt und dir spuckend ins Gesicht schreit. Und wenn das nicht großartig ist, dann weiß ich es auch nicht. Rap-Album 2013, no doubt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen