Dienstag, 4. Februar 2014

Die wichtigsten Alben 2013 #17: Chvrches - The Bones Of What You Believe

Ich weiß ja nicht, wie es allen anderen geht, aber wir hier beim Ansagenfeuilleton hatten das Gefühl, die Nummer mit dem Synthiepop sei jetzt langsam einmal durch und konzentriert sich eher auf Soundtracks und solche Sachen, wie M83 für das Cruise-Vehikel "Oblivion". Sozusagen das Schicksal, das dem sogenannten Post-Rock widerfuhr, siehe dazu 2013 die Soundtrack-Alben von Explosions in the Sky und Mogwai als herausragende Beispiele (Fußnote). Und dann sind sie plötzlich wieder überallm die Synthesizer, sowohl auf dem neuen Mogwai- als auch dem neuen Maximo Park Album und dann heißt es, die bekommen mehr Raum und definieren den Sound neu und waren bei H&M nicht schon vor 4 Jahren die 80er wiede da? Und dann auch noch Chvrches. Als ich damals "Recover" das erste mal gehört habe, da war ich hin und weg: Diese tolle Produktion, dieser perfekt designte Songaufbau, okay, die Stimme war etwas gewöhnungsbedürftig, aber das hat sich mittlerweile ja auch gelegt, da Lauren Mayberry nun wirklich nicht zu den Menschen gehört, mit denen man sich anlegen sollte, was sowohl aus ihren Songtexten als auch ihren Äußerungen zu Misogynie im Pop-Business herausspringt. Mich fasziniert ja immer dieser Zwiespalt leichter Pop und bittere Texte, und wer zu pluckernden Arpeggios und Schlagerschlagzeug "I will be a gun, and it's you I'll come for" singt, der hat mich sofort am Wickel. Und da sind wir genau an dem Punkt, wo Chvrches unglaublich großartig sind: In ihrem Pop-Verständnis. Klar, die Musik ist jetzt nichts Neues und auch nicht gerade revolutionär, aber wer 2013 perfekten Synthiepop suchte, fand ihn bei Chvrches. Und das definitiv, denn wenn man uns hier fragen würde, ist doch wirklich jede Spielart dieser Pop-Variante auf "The Bones of What You Believe" zu finden, sei es elegische M83-Hymnen, hüpfende Festzeltdisco oder auch einfach nur der Dreiminüter in Digital. Das stellt sowohl die Zuschauer von Uwe Hübner als auch den Indieclubgänger im ersten Semester Lehramt zufrieden, ein Fest für die ganze Familie und jeden für sich.
Insofern ist es schwer, sich überhaupt kritisch zu dieser Band zu äußern, die ihren Teflon-Sound ausspielt und hinter aller Noedlich- und Zugänglichkeit kratzt und beißt. Wie lange sich das hält, wie viel von dieser Band noch zu erwarten ist, ob sie, so meine befürchtung, nicht ihren Sound schon bis zum Exzess ausgereizt hat, das wird sich zeigen, aber für das Jetzt gibt es sicherlich kein definitiveres Werk zeitgemäßen Synthiepops als dieses (na gut, neben M83s "Saturday=Youth" vielleicht).

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