Montag, 24. Februar 2014

Fluch oder Segen? Segen oder Fluch?

Als damals, so ungefähr vor zehn Jahren, wahrscheinlich sogar mehr, jedenfalls als damal die Bullyparade immer erfolgreicher wurde, als Bully gerade die Haare kurz trug und komischerweise den Konsenswitz der Bundesrepublik stellte, wie zuvor nur Loriot, Otto Waalkes und nach ihm Mario Barth, da gab es eine ganz wunderbare Rubrik mit den für die Bullyparade so typischen schlechten, flachen Witzen, die mit solch einer Inbrunst vorgetragen wurden, dass man sie doch wieder witzig finden musste (zumindest vorausgesetzt, man hat ein Herz für Nonsense). Diese Rubrik war "Yeti am Mittag", eine Mischung aus, zumindest vom Titel her, "Vera am Mittag" und öffentlich-rechtlicher Talkshow im Stil von Kerner. Nur eben ohne Kerner und mit dem Yeti, großartig gespielt von Rick Kavanian. Der Yeti hat sich dadurch ausgezeichnet, dass er erstens ziemlich scheiße aussah und zweitens sich auch so benommen hat, drittens allesauf unnachahmliche Weise "geil" fand (ob die Wochenshow mit der Rubrik "Christian Ehring findet's geil" sich davon hat inspirieren lassen, das wissen sicher nur abgebrühte Humorredakteure). Natürlich war auch Reinhold Messner mal zu Gast doer auch mal DJ Bobo mitsamt Doppelgänger.
Was aber das Beste an "Yeti am Mittag" war, das war das Gespür für die große Fragestellung. Denn jede Folge hatte grandiose Themen, die "Fluch oder Segen" hießen. Eine Sendung wie "Reinhold Messner - Fluch oder Segen", die würde ich mir sofort ansehen, so großartig ist diese Frage, die wirklich neben der kölschen Universalfrage "Wat soll dä Quatsch?" ein Garant für wirklich tiefgehende, absolut scharfe und gewinnbringende Diskussionen über die Dinge in der um um die Welt ist. Man sollte, ja man muss diese Frage öfter stellen, das zumindest ist unser Eindruck hier im Ansagenfeuilleton. Und sind wir mal ehrlich: Kaum eine Frage eignet sich doch mehr dazu, Ansagen zu provozieren, zu produzieren und zu exponieren. Die Freunde des manichäischen Weldbildes (und wer ist das nicht!) werden voll auf ihre Kosten kommen. Zumindest, wenn man sich an die Regeln dieses Spiels hält, das die Frage auszeichnet, die keine Grauzonen kennt. Wer zum Beispiel Kathrin Passigs und Sascha Lobos "Internet - Segen oder Fluch?" gelesen hat, der wird nicht um die Enntäuschung umhinkommen (Achtung: Spoiler), dass das Internet sowohl seine guten als auch seine Schlechten Seiten sowie das Potential zu (Achtung: Spoiler) noch mehr Gutem und noch mehr Schlechtem haben kann. Das ist so differenziert wie die Titelfrage Undifferenziertheit verlangt. Absolut: Fluch! Und da ist es auch egal, wierum man die Frage stellt, Fluch oder Segen, Segen oder Fluch (zumindest, wenn nicht ein Hirnforscher [Fluch!] bereits belegt hat, dass diese Frageformation schon biased ist).
Wie wichtig diese Frage ist [absolut: Segen!], das zeigt schon die Suchfragenverwandtschaft bei Google: Globalisierung, Handy, Gentechnik, Internet, Monsun, Facebook, Plastik [!] - Fluch oder Segen? Diese ganz großen Dinge, diese ganz großen Fragen sind es doch, die wir uns hier stellen müssen und stllen sollen, die viel zu selten gestellt werden. Deshalb werden wir diese Rubrik auch ab sofort in unser Programm aufnehmen. Ob als Fluch oder Segen für das Ansagenfeuilleton, das wird sich allerdings noch herausstellen.

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