Dienstag, 11. Februar 2014

Die wichtigsten Alben 2013 #12: Baths - Obsidian

2013 war es schon zehn Jahre her, dassthe Postal Service ihr bahnbrechendes Album "Give Up" herausgebracht haben. Seitdem kursierten immer wieder Gerüchte über ein zweitwerk, das aber auch in diesen zehn Jahren nicht mehr als eben Gerücht bleiben sollte. Auch diffuse Ankündigungstweets oder Nullmeldungen, die nur auf eine Jubiläumsedition oder verstreute Live-Auftritte (oder Gerüchte über diese) verwiesen, schürten das Fanfeuer kräftig an, ohne auch nur irgendwie payoff bieten zu können.
Hätte es aber tatsächlich ein zweites Postal Service Album gegeben, es hätte vielleicht so ähnlich geklungen, wie "Obsidian" von Baths. Denn nicht nur können sich Ben Gibbard und Jimmy Tamborello auf die Fahnen schreiben, sämtliche emofizierte Indietronics zwischen Crystal Castles und Washed Out angetrieben, sondern auch ein immer noch klassisches Referenzwerk für jede Platte dieser Art im CV zu haben. Und so, wie Baths zumindest mit "Cerulian" die Avantgarde des sogenannten Chill Wave bildeten, haben sie mit "Obsidian" den großen Pop-Entwurf mit Mitteln des Motherboards gewagt, wie zuvor nur "Give Up".
Ich meine, man muss sich nur mal "Miasma Sky" oder "Phaedra" anhören. Wer da nicht sofort an "We will become Silhouettes" oder "Nothing Better" denkt, der hat "Give Up" sicher noch nie aufmerksam gehört. Aber "Obsidian" ist mehr als eine Quasi-Hommage an eines der besten Alben des bisherigen 21. Jahrhunderts. Dafür steht es zu sehr auf eigenen Füßen, dafür sind die Themen auch zu anders und die Stimmung doch auch leicht bedrohlicher und sinnlich aufgeladener als das doch eher kontemplative und von diffuser life angst besetzte "Give Up". So klingt "Ironworks" auch eher nach Antony and the Johnsons oder How to Dress Well, "Incompatible" parkt nah am R'n'B von Ginuwine, "No Eyes" wiederum mischt mit seinen Chiptune-Sounds explizite Sexphantasien, "No Past Lives" und "Earth Death" baden in Wut und Verzweiflung, während sie vom Umtergang sehnlich träumen, während "Inter" das Album ausklingen lässt, als würden die Fleet Foxes sich beim Jammen giggelnd im Kreis drehen.
"Obsidian" ist eine verdammt gute Platte, eine verdammt geradlinige und trotzdem vertrackte Angelegenheit, hörbar ohne Ende und emotional wie nix Gutes, dabei sträflich vernachlässigt, was Aufmerksamkeit, Ruhm und Reichtum angeht. Hätte jeder, der auf "Give Up 2" gewartet hat, mal lieber die Lauscher nach diesem schwarz funkelnden Album augestreckt, vielleicht wären sie ja zufriedener Gewesen mit diesem Musikjahr 2013. In jedem Fall aber glücklich darüber, dass es dieses phantastische Album gibt - ob nun in 10 Jahren noch darüber geredet wird oder nicht. Verdient wäre es.

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