Montag, 10. Februar 2014

Die wichtigsten Alben 2013 #14: Lorde - Pure Heroine

"But everybody's like crystal, maybach, diamonds on your timepiece, jet planes, islands, tigers on a gold leash - We don't care": Dieser minimalistische Beat, diese wahnsinns Backgroundchöre, diese Dreitastenmelodie, der Bass ganz unten und ein Abgesang auf das ganze MTV-Programm von dieser Teenagerin mit den krassen Haaren aus NZ. "Royals" hatte wirklich alles, was der Konsenssong 2013 brauchte, auf die sich wirklich die komplette werberelevante Zielgruppe einigen konnte. Dass hier das Zeug aber nicht zum One Hit Wonder, sondern gleich zum Überflieger drin war, das musste "Pure Heroine" eben beweisen, denn, achtung, der Lana Del Rey Vergleich schwebte aus einem mir immer noch nicht ganz klaren Grund durch den Raum (mancher meinte, die Stimme wäre ähnlich). Dabei ist der Soundentwurf von Lorde doch eher eine mehr auf Destinys Child getrimmte Version introvertierten Indierocks frei nach The xx. Der größte Wahnsinn ist ja überhaupt, wie viel Talent Lorde als Songwriterin schon hat, wenngleich ihr Produzent Joel Little den Soundentwurf stark beeinflusst haben wird. Sei es drum, dass eine Teenagerin solche Texte, solche Musik, solche Stimme und solche Präsenz hat, das gab es sicherlich lange nicht mehr. Und mit welcher Souveränität sie die Stimmung ihrer Generation auf den Punkt bringt, wie sehr sie das zur Kunst macht und wie gefällig das alles dann auch noch klingt, sorgt für eines der größten Pop-Alben seit dem Millenium. Und das mit einem so understatenden wie ergreifenden Minimalismus, der aus Zeilen wie "It feels so scary getting old", "We live in ruins you never see on screen", "I know we're not everlasting", "We're never done with killing time, can I kill it with you" sprießt. Das ist so unfassbar gut, on the spot und traurig schön, das traut man diesen Minderjährigen ja gar nicht zu, solche tiefen Gedanken, solche tollen Produktionen, da stimmt doch was nicht, denkt man da, aber es stimmt eben alles auf "Pure Heroine", von ganz gradlinigen Beatpaketen wie "Team" oder "Royals" bis zu den stillen Verunsicherungen in "Ribs", "Tennis Court" oder "A World Alone" und den großen Gesten in "Glory and Gore" oder "400 Lux", vom tollen Artwork, das nun wirklich viel mit The xx gemeinsam hat, mal ganz abgesehen. Lorde eine große Karriere zu prophezeien, wäre nun wirklich das Leichteste überhaupt, denn hier kann jeder Auftritt noch so verunsichert, verhuscht, exaltiert oder wie auch immer aufmerksamkeitsheischend kritikwürdig daher kommen, es wäre immer noch authentisch, so elegant tänzelt "Pure Heroine" zwischen Ironie, Angst und Fame mit, im Gegensatz zum Beispiel zu besagter Lana del Rey, absolut zeitgemäßem, fast aber schwebend zeitlosem Sound. Kaum ein neuer Künstler ist so spannend derzeit wie Lorde, kaum einer verspricht mehr Potential für relevanten Pop in den nächsten 20 Jahren als eine Teenagerin aus Mittelerde - und das sollte eigentlich jeden einzelnen von uns völlig perplex zurücklassen angesichts des hohen Niveaus, das das Debüt schon erreicht hat. Was soll da noch kommen, mag man fragen? Einiges, meine Freunde, einiges!

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