Dienstag, 28. Januar 2014
Die wichtigsten Alben 2013 #20: Tegan and Sara - Heartthrob
"You carry romace in the palm of your hand" - sowas bekommt man ja gerne gesagt, oder? Oder auch: "All i wanna do is, to come a little closer". Achja, diese fast schüchterne Direktheit aufsprudelnder Gefühle, als wäre John Hughes für immer in Carbonit eingeforen worden und seine Filme laufen auf Dauerschleife im Kopf. Und natürlich war John Hughes nicht nur einer der größten Poeten jugendlicher Gefühlswelten, sondern auch unglaublich eighties. Und da sind wir auch schon bei "Heartthrob", dem möglicherweise oder eben auch nicht Durchbruchalbum der ewig glänzenden Zwillingsschwestern Tegan und Sara. Die sind, wir ahnen es, auch nicht mehr die jüngsten, aber wie so oft bei Leuten, die herzgetriebene Musik mache steigt die propagierte Jugendlichkeit in der Musik streng proportional zum Alter ihrer Verfasser, denn so altseelig wie auf den ersten Alben oder gar dem Coming-of-Age-Teenage-Angst-Grown-up-Crisis-Zwitter (entschuldigung für dieses Wort) "The Con" klingt "Heartthrob" schon lange nicht mehr. Hier gibt es Herzschmerz garniert mit Luftballons, Flaschendrehen mit Verlustangst und Schmachtfetzen mit Seilchenspringen. Allein das Video zur Hüpfsingle "Closer" spricht Bände über den Zustand von Tegan and Saras Musik und macht ernst mit der Karaokeparty. Manch einer mochte den Schwestern übel nehmen, dass sie nun nicht nur für den Guetta ihre Lyrics einsingen, sondern selbst auch die Synthie-Kirmes rauf und runter reiten, anstatt die zarten Saiten der Gitarre zu zupfen wie früher noch, aber das ist natürlich ziemlich engstirnig und verweist jeden Künstler in seine Schranken. Und "Heartthrob" ist der wandelnde Beweis dafür, dass das Songwriting der anderen Platten auch vor den neuen Instrementierung nicht eingeknickt ist, ganz im Gegenteil: Diese zwei bis drei Minuten des Pop, den Tegan und Sara immer auf den Punkt bringen konnten, diese kleinen Momente zwischen Glück und Unglück, dieses Zartbittere des Altwerdens und Jungbleibenwollens findet auch seinen weg zwischen den Keyboardflächen und Drumloops da hin, wo es hingehört: Mitten ins Herz. Dass mit "Drove me wild", besagtem "Closer", "Goodbye, Goodbye", "How come you don't want me" oder "Now I'm all messed up" vor allem auch wieder Hits Hits Hits dabei sind, deren Texte so schwer auf der Seele liegen, dass die Leichtigkeit der Musik sie immer wieder auffangen muss, ist ein absoluter Bonus dieser fantastischen Platte. Und genau dieses perfekt ausbalancierte Wechselspiel zwischen Leichtigkeit und Weltschmerz, das die besten Popplatten auszeichnet, ist es, was Tegan und Sara als Künstlerinnen auszeichnet, was "Heartthrob" nahtlos in ihr Werk einreiht und 2013 mit großen Popmomenten adelt. Und dass man bei den letzten Zeilen der Platte, die auch noch "what you are is: lonely" lauten, nicht komplett verzweifelt, sondern mal wieder versuchen will, das Leben und so auf die Reihe zu kriegen, denn es ist doch schön, das bekommen nun wirklich nicht viele hin. Mein Herz haben sie.
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