Freitag, 10. Januar 2014

Die wichtigsten Alben 2013 #31: Kwes - Ilp.

Warp, Warp, Warp, immer tolle Sachen, denkste da, immer so future und ein bisschen abgedreht. Und du denkst, das ist diese Retrozukunft, die sie dir versprochen haben, als Scooter "Fuck the Millenium" proklamierten, so Robotersänger mit Robotergefühlen und Roboterinstrumenten und Computerseelen. Und dann hörst du "Ilp." von Kwes und merkst: Es ist alles wahr geworden. Diese Future-R'n'B-Kiste macht ja ohnehin ihre Kreise, "Ilp" setzt dem jedoch die Krone auf mit seiner auf verschlurften Lötinstrumenten einalgorithmisierten Soul-Seeligkeit, wo der Jazz die Beatpolka tanzt und die Menschmaschine doch auch nur in den Arm genommen werden will. Wer durch "Purpleheads" am Anfang durchkommt wie durch einen violett vernebelten Geburtskanal, dem tut sich eine Welt auf wie Alice im Terrabyte-Wunderland. Und man kann schonmal daran denken, wieder zum Endboss der Gefühle zu spielen.
Was "Ilp" so anders macht als die Sachen von The Weeknd, Blood Orange, Thundercat oder, herrje, Justin Timberlake, ist die Tatsache, dass hier Stringenz waltet wie auf vielen SBTRKT-Nummern gepaart mit visionären Soundscapes, dass hier wirklich mal Tradition und Zukunft zu einer homogenen Musikmasse amalgamisieren, ohne sich wirklich für die eine oder andere Variante entscheiden zu müssen oder prätentiös aus dem Leim zu gehen - und das trotz Achtminütern wie "Cablecar". Verdrogt ist das alles, aber auch gut beatlastig und anrührend, mechanisch und elektrifizierend, ekstatisch und melancholisch, die ganze Palette, die man von Soul und R'n'B nunmal erwartet. Während sich andere in der Italodisco bedienen oder Halt in den späten 70ern und frühen 80ern Suchen geht Kews einfach nach vorne und macht, was er will. Das klingt nach Klischee, aber ist es in diesem Fall nicht, gerade in Zeiten, wo Musiker so tun, als wäre Traditionsbewusstsein genau das, was man wollen würde und einfach auf die Mittel verzichten, die sie haben könnten. "Ilp" macht, indem es sie alle bis ins letzte ausschöpft, genau das Gegenteil. Und Hut ab davor, Freunde!

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