Letztens in der "Intro" gelesen, dass deutsche Rapper heute doch ziemlich auf "Backpacker-Pathos" setzen, und da fällt einem natürlich sofort Casper ein, der ja sowieso weniger Geschichtenerzähler als Sloganmaschine ist, wobei er das vielleicht sogar teilweise für dieselbe Sache hält. Und demnach kann man den guten Mann auch nun wirklich nicht mehr "cool" finden (wobei heute ja keiner mehr "cool" sagt, der cool ist). Und wenn man diese ganze Interviewsaison zu "Hinterland" verfolgt hat, die man getrost auch "Promotion" nennen darf, dann war dieser ganze Entstehungsprozess des Albums eine ordentliche Ochsentour gewesen, die schnell nach Selbstmitleid klang - und neues Futter gegen "Emo-Casper" gegeben hat. Und allein dieser Hillbilly-Bart, das Rumreiten auf der Deutschland-Amerika-Schiene seiner Biographie und was ist überhaupt mit der ganzen Realness? Die nervt doch! Der nervt doch! Aber hallo!
Und es stimmt ja auch, dass dieses Image so seine Probleme mit sich bringt und auch nicht jeder jeden Tag so gerne daran erinnert werden will, dass sein Leben und Fühlen zu klein ist für diese Musik. Einerseits. Andererseits kann man Casper niemals zum Vorwurf machen, Rap nicht weit über seine Grenzen hinausführen zu wollen. Und wie konservativ das "Game" und seine "Player" dabei auf ihn reagieren ist noch lächerliche als der noch so pathetische Slogan oder die ja doch zum Rap gehörende Selbstinszenierung als eine Figur mit konkreter Biographie und Weltsicht.
Und so macht "Hinterland" da weiter, wo "XOXO" angefangen hat, nur anders, nur größer, nur leiser und besser. Casper hat ja auch nach eigener Aussage immer versucht, diese DIY-HC-Straight-Edgenesse mit Rap zu kombinieren, die Gitarre und das Schlagzeug und den Bass mit den Lines, den Punches und den Rhymes. Und es klappt, immer wieder. Auch wenn "Im Ascheregen" nach Team Me und Konsorten klingt, wenn das alles doch etwas zu glattgebügelt ist: Es ist immer auch ein Blick über den Tellerrand, wo selbst "Rap" imitierende Stücke wie "Jambalaya" oder "Ariel" unkonventionell klingen. Von der Stimme, die du schon von weitem als eigene erkennst, ganz zu schweigen. Und dafür kann man Casper nicht hoch genug einschätzen: Dass er die Musik, die er macht, die er vor Augen hat und die ihn antreibt keinen Stillstand, keine Konventionen und selten Kompromisse kennt - und dass dabei stimmige Stücke und Alben entstehen, die man weder inhaltlich noch musikalisch mögen müssen, aber trotzdem die wachrütteln, die von Rap, gerade vom deutschen, nicht mehr erwarten als dumme Witze und Sprüche zu Beats so subtil wie die Mimik von Jason Statham. Und jetzt Radio laut und zum Hügel rauf: You know what to do.
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