Haben wir schonmal über Hip Hop geredet, diese unsäglich redundante und populäre Musikrichtung, die in den letzten 20 Jahren fast die gesamte Popkultur für sich eingenommen und deren Anhänger komplett ausgenommen hat? Haben wir schon darüber gesprochen, wie lächerlich sich Rap und Hip Hop die letzten zehn Jahre dabei gemacht hat, mit diesem komischen Ansprich, gleichzeitig die Gassen und Penthouses, die Charttops und Probekeller, die Billigbodelle und Kunstausstellungen in eine popkulturelle Spielart zu verwandeln, den Spagat zwischen alldem zu machen und gleichzeitig allen und niemandem gefallen zu wollen? Wäre Hip Hop ein Typ (und es gibt viele solche Typen), man könnte mit diesem kein vernünftiges Wort wechseln und würde mit sicherheit irgendwann einen Besuch in der Klapse bei ihm absolvieren.
Und Klapse ist auch das richtige Stichwort für "Acidrap" von Chance, der sich den lustigen Zusatz "the Rapper" gegeben hat, als wenn man das nämlich sonst gar nicht wüsste, dass der ein Rapper ist, wenn man seine Platten hört. Und tatsächlich wird hier nicht nur gerappt, sondern auch, ähm, gesungen und auch sonst die gesamte stimmliche Geräuschkulisse ausgereizt. So hört man von Chance eher weniger Sachen wie "Yeah" oder "Aha", sondern eher eine Mischung aus kratzigen Krabbelgruppen und jauchzenden Welpen. Das klingt jetzt erstmal schrecklich, gewöhnt man sich aber schnell dran. Denn so nervig Chance's Stimme auch erstmal ist, so zurückgelehnt kommt die ganze Platte dann doch rüber.
Kein Wunder auch, wenn man die "Acidrap" nennt und alles in bunten Farben malt. Ganz so verdrogt wie zum Beispiel einige Janelle Monae Stücke ist "Acidrap" dann nicht, zumindest vom Feeling her. Da blubbert eher die Bong und wummert der Bass tief im Partyeller deiner Schule. Auch textlich geriert sich hier eher alles harmlos und von der Spaßfraktion diktiert, was eben "Acidrap" zur Sommerplatte macht und sonst nicht mehr, aber auch nicht weniger. "Juice", "Favorite Song" oder "Good Ass Intro" jedenfalls sind so Ausnahmestücke im Rap, dass es wieder Spaß macht, sich über dieses Genre zu freuen, denn Chance ist nicht nur ein anderer Typ als die sonst so anderen Typen (wie Drake, Kid Cudi, Kanye oder you name it), sondern bringt auch genug Twist in die ehr funky gehaltenen, Westcoast inspirierten Stücke rein, dass es nicht ausgelutscht klingt. So kreiert "Acidrap" einen eigenen Stil wie, sagen wir, hierzulande der "Raop" Cros als ein neues Ding gemeint und verstanden war. Und jetzt bitte keine Hatemails.
Man wird sehen, was nach "Acidrap" kommt, das strengenommen auch nur ein Mixtape war, aber schon hörbar Albumcharakter besaß. Wenn der Erfolg Chance nicht rechtgeben sollte, dann sollte es wenigstens das Internet tun und das Ding xtausendmal runterladen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen