Dienstag, 14. Januar 2014

Die wichtigsten Alben 2013 #27: Disclosure - Settle

Am Ende des Jahres 2013 gab es ein grandioses Gespräch des außerhalb Deutschlands wirklich irgendwie nicht-langweilen Rolling Stone mit Noel Gallagher, was immer ein ganz hervorragender Move ist, um zitierbare Zitate über Gut und Schlecht im Musikgeschäft zu bekommen. Und neben einigen Rants über Arcade Fire und ähnlichen Kram war der talentierte Gallagher doch sehr begeistert von Disclosures "Settle". Warum?

"That's fucking mega. I went to Glastonbury this year. It was my seventh time, and it was the best one I've ever been to. I saw Disclosure in the dance tent, and I thought they were truly fucking amazing. I love that record. It's got a really old-school fucking acid house vibe to it, which I really fucking like."

Besser können wir hier das auch nicht sagen, denn ansagiger geht es nun wirklich nicht. Aber mal ehrlich, da kommen zwei noch jünger als Zwanzig aussehende Zwanzigjährige und nehmen so in unverschämtes House-Bollwerk auf, das die ganzen Alt-Raver jetzt aus ihrem Tiefschlaf aufweckt, wenn die denn überhaupt noch was mitkriegen. So viel Glitzer Glitzer und Stroboskoplicht in ein paar Bässe zu packen, den Beat ungeniert auf UntzUntzUntz gedreht und gut gewählte Studiogäste, so etwas habe ich zuletzt bei den Basement Jaxx erlebt. So Nummern wie "When A Fire Starts To Burn" oder "F Is For You" kennen da keine Gnade. "Latch" zumindest nimmt sich auch den Trends zum Ravesoul für den Club der letzten Jahre wie bei dem auch auf "Settle" als Gast auftretenden Jamie Woon an. Und "Control" beschwört den 2Step rund um Artful Dodger oder Craig David wieder herauf. Wenn man so will, versammeln die beiden Brüder hier ein Best of der UK-Bassmusik der letzten 20 Jahre, was vielleicht erstmal ein bisschen gesichtslos und wenig charakterhaft wirkt, aber dann doch Sinn mach in Zeiten, wo Leute wie Grimes ihre Musik ohne mit der Wimper zu zucken "Post-Internet" nennen. Viele haben es lange befürchtet, dass MP3, Streaming, das Plattenarchiv der großen Geschwister und Eltern sowie das Labyrinth von Youtube langfristig das Album abschafft. Und "Settle" ist sicher ein Beispiel für diesen Trend. Aber auch die Smiths haben sich nie als Album-Band betrachtet und auch einfach mal nur Singles rausgebracht, wie auch Skrillex oder Burial, die zwei größten Marker zeitgenössischer Musik, sich in den letzten Jahren fest an das EP-Format klammern. "Settle" ist ein Amalgam dieser Trends und ein tanzflurabbrennendes noch dazu. "Fucking mega" halt.

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