Mittwoch, 22. Januar 2014

Die wichtigsten Alben 2013 #22 - King Krule - 6 Feet Beneath the Moon

Tom Waits der alte Säufer, dem nimmt man alles ab. Und der kann auch krächzen und ätzen und rumpeln und unser Ohr malträtieren mit seiner Version von Blues, weil er eben auch so lebt wie der Blues. Aber was, wenn das so ein großohriger Rotschopf aus dem UK macht und gerade mal volljährig ist? Wenn der seine Rauchstimme rausrotzt und dazu etwas holprig aber catchy die E-Gitarre malträtiert und mehr ächzt als singt, es sei "Easy, Easy"? Wenn der in Interviews so viel redet wie er kehlig den Schnodder hoch zieht, wie man öfter lesen musste? Wenn der eine Platte namens "6 Feet Beneath the Moon" macht, die irgendwie alles bedient, was Musik so derzeit bedient, vom Post-Electro-Feeling bis hin zum leisen Kuschelrock in der XX-Version? Dann kann man getrost von der Hipster-Platte des Jahres sprechen!
Denn mal ehrlich, so viel Hipsterkonsens fand man nichtmal in einem Ingwer-Orange-Lakritz-Smoothie mit Vollbart um 2013: Es ist jung, es ist frisch, es hat eine alte Seele, es hat den Punk gefrühstückt und es hat genug Subversionsanliegen vorzutragen, um ja nicht Establishment zu sein, es riecht nach Working Class, dem Sehnsuchtsort der Großstadtvollbärte, und es hat ein Musikwissen wie die bestsortieteste iPod-Library. Okay, jetzt wo Wigger, Spex und Co. auch auf dem Zug sind, das Pop-Establishment natürlich aufspringt, muss man so Sachen sagen, wie: Als ich mir auf dessen Konzert in Leicestershire in so einer rotzigen Kneipe dessen EP auf selbstgeleimtem Vinyl gekauft habe, da fand ich den noch gut, aber soviel Distinktionsklischee will ja heute keiner mehr aufbringen - ganz abgesehen davon, dass es nur ablenkt, wie super diese Platte doch so oft ist.
llein "Easy, Easy" ist ein erstmal gewöhnungsbedürftiges Stück, aber es hakt sich mit Widerstand im Gehör fest und macht schattige Tage wie faule Sonntage gleichermaßen genießbar. "Border Line" tanzt lässig, aber keiner guckt. "Has this hit?" heult, aber jeder guckt weg. "Cementality" will auf Wikipedia unbedingt bei dem komischen Wort "crooning" abgebildet werden. "Ocean Bed" geht Nacktschwimmen im Dustern und "Neptune Estate" hat ein paar zu viele geraucht, aber das passt schon. Und das ist genau das Ding mit King Krule, dass der so abgehangen rüberkommt, das glaubt man ja keinem in dem Alter. Nicht wahr, Jake Bugg? Gut, das Songwriting kann ruhig noch etwas straighter werden, die Ideen etwas mehr bzw. an manchen Stellen nicht alle auf einmal verplempern, aber es bleibt dabei, dass "6 Feet Beneath the Moon" ein Musikereignis für 2013 war, das es so davor und danach noch nicht gab. Und womit? Na?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen