"Duschen ist überbewertet und Müsli sehr lecker, lange Haare äußerst praktisch und Blumen gods gift. Und jetzt entspann mal." Wer so redet und denkt, der hat sie doch nicht mehr alle. Aber mag sicher auch die letzte Kurt Vile Platte herzlich gerne. Ganz recht: Hippies. Die Sixties. Blumenkinder. Oha.
2012 gab es diese tolle Real Estate Aufnahme namens "Days". "Wakin' On A Pretty Daze" ist im Grunde Kurt Viles Version dieser sonnengetränkten californication, die sich nicht nur einmal im Sound ziemlich dicht an den verschwommenen Erinnerungen durchgedämmerter Sommer bedient. Zum Glück nicht in Mono oder als schnöde Referenz, denn sonst würde diese Platte als "nett" neben all den Epigonen versacken, die nichts zu sagen haben, außer dass sie auf dem Dachboden die Plattenkiste ihrer Eltern gefunden haben.
Soomerplatte hin oder her, hier ist essenzielles Pophandwerk in der Mache, schnöselig lässig und versiert gedudelt, nölig vorgetragen und mit Verve vorbeigezielt am graden Takt. Und anders als beispielsweise die Geistesbrüder von MGMT schafft Vile es, nicht prätentiös zu wirken bei der Anlage seiner Kompositionen, selbst wenn der titelgebende Opener gleich die 9 Minuten überschreitet: Weil hier alles wie aus einem Guss kommt, weil hier jede Seite so lustvoll wie leicht gezupft und angeschlagen wird, weil das Schlackzeug stoisch voranschreitet und weil jedes "Yeah Yeah" so beiläufig wie augenzwinkernd munter angebracht wird, vergeht die Zeit im Flug, ist es nicht anstrengend und auch nicht egal. "Wakin' On A Pretty Daze" ist so eine Art Konsensalbum, auf das sich kleine Schwestern wie Väter, Musikjournalisten wie Radiohörer gleichermaßen einigen können, wenn auch ohne offensichtliche Hits, aber eben als Album, das läuft und läuft und läuft und irgendwann dazugehört wie der Familienhund, der gerade im Sepiafilter immer zeitlos aussieht.
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